Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortKloster/Propstei bis 1803Rinchnachs Mutterkloster Niederaltaich von 1040 – 1803Erneuerung und große Ausstrahlung um 1000  


Kloster Niederaltaich
Erneuerung und große Ausstrahlung um 1000
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Dastellung 1636
Mit dem Tod König Ludwigs des Deutschen (840-876) fand diese günstige Entwicklung ein Ende. Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt durch politische Instabilität sowie die um 900 massiv einsetzenden verheerenden Einfalle der Ungarn. Über die Lage Altachs in dieser Zeit haben wir kaum Nachrichten. Die Mönche konnten die benediktinische Lebensweise nicht mehr durchhalten. Das Kloster hat sich offenbar zu einem kanonikalen Stift gewandelt.
 
Den Anstoß zu einer inneren Erneuerung erhielt Altach von außen. Der bairische Herzog Heinrich II. hatte das Kloster dem Erzbischof Friedrich von Salzburg (958-991) zu eigen gegeben. Doch in seinen letzten Lebensjahren erwachte in Friedrich der Wunsch, Altach wieder zu seiner ursprünglichen benediktinischen Bestimmung zurückzuführen. Es ist gut möglich, dass er dabei unter dem Eindruck des Wiedererwachens des Mönchtums stand, das mit der Gründung von Cluny 909/910 seinen Anfang genommen hatte.

Weitere eigenständige Reformzentren waren gefolgt. Zu ihnen gehörte das 934 erneuerte Gorze in Lothringen, das über St. Maximin in Trier weit in das damalige Deutsche Reich hineinwirkte. Nach und nach bildete sich ein ganzes „Netzwerk" von Reformklöstern. Im alemannischen Raum gehörte das Kloster Einsiedeln dazu. Von dort rief Friedrich 990 eine Gruppe von Mönchen nach Altach, die unter ihrem Abt Erchambert den Neuaufbau in Angriff nehmen sollten. Freilich waren die Kanoniker in Altach über diesen Zuwachs keineswegs erbaut. An größere persönliche Freiheit gewöhnt, widersetzten sie sich zäh der geforderten Unterwerfung unter die Regel Benedikts.
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Dagegen fand Erchambert in dem jungen Gotthard eine tatkräftige Stütze. Der Überlieferung nach 960 im benachbarten Reichersdorf geboren, hatte Gotthard die Altacher Klosterschule besucht. Bei einem Besuch wurde Erzbischof Friedrich auf den begabten Schüler aufmerksam und nahm ihn mit nach Salzburg. Nun wurde er noch als Novize zum Propst bestellt, um Erchambert in seinem Bemühen um Reform zu unterstützen. Über das Verhältnis von Abt und Prior schreibt Wolfher: „Erchambert traf keinerlei Anordnungen, die er nicht vorher mit ihm überlegt hatte."

Gleichwohl dauerte der Widerstand an. Durch verleumderische Anschuldigungen erreichten die Gegner bereits 994 die Absetzung Erchamberts. Nach dem Willen des Herzogs Heinrich, des späteren Kaisers Heinrich II. des Heiligen, sollte Gotthard die Nachfolge antreten. Doch dieser protestierte gegen die ungerechte Absetzung seines Abtes. Erst nach zwei Jahren willigte er ein.

Aus seinen bisherigen Erfahrungen entnahm Gotthard, dass er seinen Konvent teilen musste. Auf dem eine halbe Stunde entfernten Frauenberg errichtete er eine Burg mit Kapelle und siedelte die Chorherren dorthin aus. So konnte er in Altach mit einer reformwilligen Gemeinschaft neu beginnen.

Dabei ließ sich Gotthard weiterhin von den Ideen der Gorzer Klosterreform leiten, die in St. Emmeram in Regensburg ein bedeutendes Zentrum hatte. Mit dem dortigen Abt Ramwold, der selbst aus St. Maximin in Trier nach St. Emmeram berufen worden war, hielt Gotthard bis zu dessen Tod engen Kontakt.
 
Gotthards Ruhm als Erneuerer Altachs verbreitete sich rasch. Durch weltliche und kirchliche Autoritäten wurde er auch mit der Reform der Klöster Tegernsee, Hersfeld und Kremsmünster beauftragt. Schließlich erreichte ihn im Alter von 62 Jahren der Ruf auf den Bischofsstuhl von Hildesheim. Bis zu seinem Tod 1038 hat er hier segensreich gewirkt. 1131 wurde Gotthard auf einem Konzil in Reims als erster Baier förmlich heilig gesprochen. Seine Verehrung fand in Mitteleuropa weite Verbreitung, wovon auch Patrozinien in Oberitalien und in der Schweiz zeugen, nicht zuletzt der nach ihm benannte Pass St. Gotthard.

Auch über Gotthards Lebenszeit hinaus blieb Altach ein Zentrum der monastischen Reform. Lang ist die Liste der Klöster, die sich von hier Äbte erbaten: Göllingen, Memleben, Kremsmünster, Tegernsee, St. Maximin in Trier, St. Michael in Hildesheim, St. Emmeram in Regensburg, Ebersberg, Seeon, St. Peter in Salzburg, wo Abt Thiemo zum Erzbischof berufen wurde und im Investiturstreit ein Vorkämpfer der päpstlichen Seite war. Bei einem Kreuzzug verlor Thiemo unter unbekannten Umständen sein Leben und wird heute als Heiliger verehrt. Selbst nach Leno in der Lombardei und nach Montecassino wurden Altacher Mönche als Äbte gerufen. Abt Richer gelang es, das Stammkloster des Benediktinerordens zu einem Zentrum der Reform zu machen.



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Der monastische Aufschwung in Altach führte auch zur Gründung neuer Klöster. Schon in die frühen Jahre von Gotthards Wirken fällt die Gründung der böhmischen Benediktinerklöster Brevnov (bei Prag) und Ostrov (bei Davle), die ihre ersten Äbte von Altach erhielten. 1018 entstand auf Initiative des hl. Günther Bakonybel im westlichen Ungarn. 1024 wurde mit Hilfe von Mönchen aus Altach das Kloster Ossiach in Kärnten gegründet. Von bleibender Auswirkung auf das Mutterkloster wurde sodann die Entstehung einer weiteren Abtei an einem ebenfalls Altach genannten Ort. Um 1100 stifteten die Grafen von Bogen in der Nähe ihres Stammsitzes ein Benediktinerkloster. Da sie bereits die Schutzvogtei über Altach innehatten, holten sie sich von dort die ersten Mönche und den ersten Abt. Zur Unterscheidung wurde die flussaufwärts gelegene Neugründung bald das Obere Altach genannt, so dass den Mönchen des Mutterklosters nichts anderes übrig blieb, als ihre Abtei das Niedere Altach zu nennen.