Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortSt. Gunther - OrtsgründerUrkunden und Quellen 

Schriftliche Quellen zu St. Gunther
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1941 verfasste Gotthard Lang die wissenschaftliche Schrift "Gunther, der Eremit, in Geschichte, Sage und Kult". Daraus entnommen sind folgende Aussagen:
Als sichere Quellen für eine Lebensbeschreibung St. Gunthers kommen zunächst die amtlichen Beurkundungen in Betracht, in welchen von Gunthers Leben oder von seinen Werken berichtet wird. Sie sind in drei Werken zu finden:
in den Monumenta Boica,
den Monumenta Germaniae und
im Urkundenbuch zum dritten Bande der Hessischen Landesgeschichte von Wenk (Frankfurt 1803).
Auch in den Annalen und Chroniken aus dem 11. Jahrhundert sind wertvolle Angaben zu finden; angefangen vom Jahre 1006 schenken diese dem Eremiten Gunther Aufmerksamkeit.

Hauptquellen zu St. Gunther sind zwei Biografen  aus dem 11. Jahrhundert:
Wolfher von Hildesheim und Arnold von Regensburg.
  
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Wolfher von Hildesheim war von Geburt Sachse. Er wurde Kleriker an der Domkirche zu Hildesheim und erhielt wahrscheinlich noch vom hl. Bischof Bernward (+ 1022) die geistlichen Weihen. Bernwards Nachfolger als Bischof von Hildesheim, der hl. Gotthard (1022—1038), erkannte die ungewöhnlichen Fähigkeiten Wolfhers und schickte ihn zur weiteren Ausbildung an die Kloster­schule von Hersfeld, die unter Leitung des Gelehrten Albuin (Albwin) in hoher Blüte stand.

Unter den dortigen Mitschülern Wolhers befanden sich Ratmund, Sohn der Schwester des hl. Gotthard und später (1027—1049) Abt von Niederaltaich, und Otloh, später Mönch im Kloster St. Emmeran zu Regensburg und Schriftsteller.

Mit Ratmund schloss Wolfher innige Freundschaft. Ratmund behandelte ihn „wie einen leiblichen Bruder". Von Hersfeld wechselte Wolfher nach Niederaltaich, um auch an der dortigen Schule seine Kenntnisse zu erweitern, wohl aber auch auf Einladung Ratmunds. Er blieb in Niederaltaich bis gegen 1035. Dann verlieh ihm Gotthard eine Domherrenstelle in Hildesheim.

Ratmund war der unmittelbare Vorgesetzte Gunthers, welcher damals als Oberer das Kloster Rinchnach leitete. Er brachte auch seinen Freund Wolfher nach Rinchnach. So lernte dieser den Eremiten persönlich kennen und achten, besuchte ihn öfter und wurde ein vertrauter Freund.

Auf Ansuchen Ratmunds verfasste Wolfher noch zu Lebzeiten Gotthards eine Biographie dieses Bischofs. Dieselbe befriedigte jedoch den Verfasser nicht, wurde von ihm nie verbreitet und ist nur in einem einzigen Exemplar, wahrscheinlich in Wolfhers eigener Handschrift, erhalten.
 
  
Diese erste Lebensbeschreibung ersetzte Wolfher durch eine zweite, die erst nach 1054 vollendet wurde. Diese zweite Bearbeitung, zum Unterschied von der ersten (Vita I oder prior Godehardi Episcopi) mit dem Namen Vita II oder posterior Godehardi Episcopi bezeichnet, umfasst 41 Kapitel; sie ist in 12 ganzen und 7 fragmentarischen Handschriften erhalten und von Pertz veröffentlicht. In der Vita II widmet Wolfher dem Eremiten Gunther das 8. und 9. Kapitel. Der Verfasser versichert in der Vorrede zu Vita I und II, dass er nur berichtet, was er selbst gesehen oder von zuverlässigen Zeugen gehört hat.
 
  
Wolfhers Zeitgenosse, Arnold von Regensburg (auch Arnolf, Arnulf geschrieben), Prior des Benediktinerstifts St. Emmeram in Regensburg, schrieb zwischen 1035 und 1037 ein Leben des hl. Emmeram. Von den 79 Kapiteln des Werkes handeln acht (Kap. 61—68) von St. Gunther. Ihn hatte Arnold in Rinchnach selbst durch persönlichen Umgang kennen gelernt und seine Lebensgeschichte teils von ihm selbst, teils von seiner Umgebung erfahren.

In der Wissenschaft umstritten ist die Vita Guntheri Eremitae auctore anonymo. Diese findet sich in mehreren Handschriften und ist öfter im Druck herausgegeben worden. Diese Schrift behandelt in 13 Kapiteln das Leben des Eremiten.  Vier Kapitel - nämlich das 1., 2., 3. und 6. Kapitel -  sind wörtlich aus der Vita II Godehardi abgeschrieben.
Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Rinchnacher Mönch bald nach Gunthers Tod die Vita Guntheri geschrieben habe. Die Vita Guntheri wird von ernsten Geschichtsschreibern als wertlos und als elendes Machwerk ab, einer urteilt: „Die Vita Guntheri ist außer den von Wolfher abgeschriebenen Kapiteln eine wertlose, mit allgemeinen Redensarten und minderwertigen Wundergeschichten ausgefüllte Heiligenlegende".