Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortSt. Gunther - OrtsgründerVermittler zwischen Ost und West 

St. Gunther als Vermittler zwischen Ost und West
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Gunther soll dem Böhmenherzog Uldarich freundschaftlich verbunden gewesen sein. Diese Freundschaft soll noch aus seiner adeligen thüringischen Zeit stammen.

Gunther soll öfter auch am Hofe seines Verwandten, des Bayernherzogs Heinrich und späteren Kaiser Heinrich II., in Regensburg gewesen sein. Zu Heinrich war noch vor der Jahrtausendwende, wie der erste böhmische Geschichtsschreiber Cosmas berichtet, der junge böhmische Herzogssohn Uldarich von seinem Vater geschickt worden, um dort deutsches höfisches Leben und Sitte kennenzulernen. Da Gunther die slawische Sprache beherrschte, schloss Udalrich vermutlich engeren Kontakt mit Gunther.

Als Udalrich 1003 aus politischen Gründen aus Böhmen fliehen musste, kam er wieder an den Hof Heinrichs, der nun bereits deutscher König war. Mit ihm kam auch seine Frau Bozena, die er ein Jahr zuvor geheiratet hatte. Sie gebar ihm wahrscheinlich im Jahr 1004 noch am Hofe Heinrichs einen Sohn, den sie Bretislav tauften. Nach der nicht sehr glaubwürdigen Vita Guntheri soll Gunther sogar Taufpate Bretislavs gewesen sein. Dies wurde in Sage und Legende häufig aufgegriffen und floss oft auch in Berichte über Gunthers Vermittlung im Krieg mit Böhmen 1040 sowie seinen Tod 1045 ein.

Zweifellos jedoch bestand eine enge Beziehung Gunthers zum Böhmenherzog Udalrich und seinem Sohn Bretislav. Dies zeigte sich auch im Jahre 1034. Als nämlich Kaiser Konrad II. seinen siebzehnjährigen Sohn Heinrich mündig erklären ließ, nutzte Gunther diese Gelegenheit, um für den wegen eines Treuebruchs gegenüber dem deutschen Kaiser seiner Herrschaft enthobenen und verbannten Udalrich einen Gnadenerweis zu erbitten. Gunther erreichte die Haftentlassung und die Wiedereinsetzung Udalrichs als Böhmenherzog. Udalrich "dankte" dies Gunther jedoch damit, dass er "viele Gräueltaten, und zwar größere und schlimmere als zuvor" verübte, wie die Niederaltaicher Annalen berichten. Erst der Einmarsch eines deutschen Heeres machte dem Unwesen Udalrichs ein Ende. Udalrich endete noch 1034 durch Gift, sein Sohn Bretislav wurde sein Nachfolger als Böhmenherzog. Auf dem Reichstag im Jahre 1035 huldigte er dem Kaiser und erhielt Böhmen zu Lehen.

 
  
Bretislavs Plan aber war, ein großslawisches Reich zu schaffen. Zugute kam ihm dabei, dass in Polen nach dem Tod des Polenherzogs Miesko 1034 chaotische Zustände herrschten und in Ungarn nach dem Tod König Stephans des Heiligen 1038 der junge, deutschfeindliche Ungarnkönig Peter I. die Macht innehatte. Als am 4. Juni 1039 auch der deutsche Kaiser Konrad II. starb und sein Sohn Heinrich (III.) an die Spitze des Reiches trat, glaubte Bretislav die durch den Thronwechsel verursachten Wirren ausnützen zu können. Bald nach Konrads Tod fiel er in Polen ein und eroberte es.
  
Heinrich III. konnte natürlich dieses eigenmächtige Vorgehen seines Lehensmannes nicht hinnehmen. Zudem war die Verhinderung eines großslawischen Reiches für das deutsche Reich dringend geboten. So begann Heinrich noch im Herbst 1039 mit Kriegsrüstungen gegen Böhmen.

Im Januar 1040 wurde in Augsburg ein Fürstentag abgehalten, bei dem auch Gunther anwesend war. Ihm wurde aufgetragen, als Berater und Vermittler im Konflikt mit Bretislav zu wirken. Ein Feldzug gegen Bretislav war aber nicht zu verhindern. Er fand im August 1040 statt. Das deutsche Heer griff von zwei Seiten an: im Norden durch ein sächsisches Heer unter Markgraf Ekkehard von Meißen und Erzbischof Bardo von Mainz, von Westen durch das Hauptheer, das Heinrich III. selbst befehligte. Gunther dürfte von Anfang an beim Hauptheer gewesen sein. Mehrere Annalisten und Geschichtsschreiber berichteten von diesem Feldzug und von der Mitwirkung Gunthers.

Da sich aber ein Truppenteil nicht an den verabredeten Feldzugsplan hielt, vorzeitig loslegte und bald geschlagen war, war der Erfolg des deutschen Hauptheeres sehr in Frage gestellt. Heinrich III. schickte deswegen Gunther, der ja in enger Beziehungen zu Bretislav stand, zum Böhmenherzog, um durch Verhandlungen einen Waffenstillstand zu erwirken. Gunther erreichte diesen tatsächlich. Hermann von Reichenau berichtet: "Diejenigen von den Unsrigen, die noch im Lande zurückgeblieben waren, erhielten durch Vermittlung des Eremiten Gunther freien Abzug und kamen unbeschädigt davon." Nach einem sächsischen Annalist soll ´Gunther den Rückzugsbefehl Heinrichs III. persönlich den sächsisch-thüringischen Truppen im Norden überbracht haben.

Dieser Waffenstillstand führte aber auch zu keinem Frieden zwischen dem Deutschen Reich und Böhmen. Heinrich III. unternahm 1041 einen neuen Feldzug gegen Böhmen, der diesmal zu einem raschen Erfolg führte. Bretislav musste auf die polnischen Erwerbungen verzichten und sich Heinrich III. unterwerfen. Gunther nahm an diesem Feldzug nicht (mehr) teil.

 
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