Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortSt. Gunther - OrtsgründerLetzte Lebensjahre  

St. Gunthers dritte Einsiedelei bei Gutwasser/Dobra Voda
und sein Tod
graphic
  
Während nun Gunthers Aufenthalt in Rinchnach durch Chronisten seiner Zeit und viele Guntherforscher insbesondere des Klosters Niederaltaich gut dokumentiert ist, ist von seiner Zeit in Böhmen - wie auch seiner ersten Lebenshälfte in Thüringen - wenig bekannt.
  
  graphic
Der Chronist Pater Gregor Pusch schrieb um das Jahr 1750: "Gunther hatte kaum im Jahre 1040 die sehr gewünschte Inkorporation des Klösterls Rinchnach an das Kloster Niederaltaich erlebt, da hat er sich mit Erlaubnis Abten Ratmundis ins Böhmen begeben und sich anfänglich in der Wüstenei des Schloß Rabi auf einem felsigen Berg niedergelassen."

Der Begriff "Wüstenei" bringt zum Ausdruck, dass diese Gegend damals noch nicht besiedelt war. Auch die Burg Rabi (zwischen Schüttenhofen und Horazdovice auf einem mächtigen Felsplateau gelegen) existierte damals noch nicht. "Allein die Heiligkeit Gunthers durchdrang gleich einem hellen Licht die finstere Waldung", und viele suchten ihn auf, auch die Mönche des Klosters Brevnov (Braunau) bei Prag.
 
  
Als dann ihr Abt starb, baten sie Gunther, die Leitung ihres Klosters zu übernehmen. "Anfänglich gab Gunther eine abschlägige Antwort. Da aber des Bittens kein Ende, setzte sich Gunther auf seinen Esel, nach Brevnov zu reisen. Aber jetzt, zum Zeichen, dass diese Reise dem göttlichen Willen nicht gleichgestimmt sei, ist der Esel öfters so tief in den Fels als in weiches Wachs eingesunken, dass er nicht im Stande war, weiter zu gehen." Gunther soll sich daraufhin tiefer in die Waldeinsamkeit nach Gutwasser begeben haben.
  
Professor Josef Schwarzmeier schreibt in seiner Guntherbiographie 1940: "Gunther zog sich dann um 1040/41 wieder in seinen Nordwald zurück, diesmal bei Hartmanitz-Gutwasser in Böhmen, und nach Maurenzen im Widratale (dritte Klause und Einsiedelei Gunthers im Nordwalde). Von da soll er sogar bis Schihowetz-Rabi gekommen sein."

Tschechische Heimatforscher wie Milan Pokorny vertreten, dass St. Gunther seine letzten Einsiedelei und die damals vom Kloster Brevnov geleiteten Kolonierungsarbeiten im mittleren Böhmerwald bewusst an Stätten alter slawischer  Religionen setzte, um die noch heidnischen Slawen zu missionieren. So soll der Name Maurenzen vom slawischen Namen für die Totengöttin abgeleitet sein.
graphic
  
graphic
In vielen heimatkundlichen Veröffentlichungen des Böhmerwaldes wird insbesondere Gunthers Aufenthalt bei der Burg Rabi als Tatsache dargestellt. Gesicherte, nachprüfbare Quellen zur Bestätigung dieser These sind nicht mehr greifbar.

Im Bericht des Chronisten Gregor Pusch sind aber doch sehr heiligenverehrende, legendenhafte Züge festzustellen, so dass der historische Wahrheitsgehalt zumindest zweifelhaft erscheint.

Auch der Guntherforscher Pater Gotthard Lang, dessen grundlegende Studie zur Lebensbeschreibung St. Gunthers zum unverzichtbaren Standardwerk der Guntherforschung wurde, vertritt die Meinung, dass Gunther ausschließlich in der Einsamkeit des Guntherberges lebte. Er weist anderslautende Berichte in den Bereich der Sage.

Der ehemalige Rinchnacher Rektor Jordan Tahedl befasste sich in seiner Guntherforschung besonders mit der Zeit von 1040 bis 1045. Er stellte fest: "Es ist keineswegs so, dass der 85-jährige dort am großen Felsen nur dem Eremitendasein gehuldigt hätte. Vielmehr besteht Grund zur Annahme, dass er unter anderem auch den dort Gott und der Welt verlorenen Goldwäschern nachgereist ist, um sie seelsorglich zu betreuen.

Eines kann aber mit Bestimmtheit gesagt werden: Die Initialzündung für die Kolonisierung und Christianisierung des gesamten bis nach Bergreichenstein gehenden Raumes ist zweifellos von Gunther ausgegangen (St. Maurenzen als Urpfarrei!)."
 
  
Gunthers Zelle am Günthersberg lag nur ca. 2 km entfernt war von dem alten Bojerweg, der zweifelsfrei mindestens seit Mitte des 1. Jahrhunderts existierte. Dessen Ausbau als Handelsweg hatte Gunther selbst veranlasst. Deswegen nannte man später diese Handelsstraße auch "Gunthersteig".
Aus einer Urkunde von 1045 geht auch hervor, dass ganz in der Nähe des Güntherberges in der Gegend des heutigen Hartmanitz die Mautstelle (Zollstation) Breznitz (=Birkenhain) exisitierte, die allerdings bald in Artmanitz(=Hartmanitz) umgetauft wurde (erstmals 1219 erwähnt).

Karl Haas, ein Heimatkundler aus dem Wottawagebiet, stellte unter Berücksichtigung der Höhenlage des Güntherfelsens die These auf, dass Gunther nur während der wärmeren Zeit des Jahres in seiner Klause lebte, den Winter aber bei den Menschen in der Zollsstätte Breznitz verbrachte. Karl Haas, ein Heimatkundler aus dem Wottawagebiet, stellte unter Berücksichtigung der Höhenlage des Güntherfelsens die These auf, dass Gunther nur während der wärmeren Zeit des Jahres in seiner Klause lebte, den Winter aber bei den Menschen in der Zollstätte Breznitz verbrachte.