Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortSt. Gunther - OrtsgründerThüringischer HochadeligerVerwandtschaftsbeziehungen 
Hlawitschka Eduard,
Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands
, (Seite 41)

Ebenso sollte man nicht vergessen, dass Träger der Namen Ekkehard und Gunther tatsächlich als OTTONEN-Verwandte bezeugt sind, diese Namen also im Umkreis der OTTONEN-Verwandten durchaus vorkamen: So etwa wurde der Abt Ekkehard von Nienburg, der später Bischof von Prag wurde und für den es Anzeichen einer Zugehörigkeit zur EKKEHARDINER-Familie gibt, von Kaiser HEINRICH II. ausdrücklich als sanguinis nostri bezeichnet ...

Die Namen folgender EKKEHARDINER kamen ins Lüneburger Nekrolog:
Markgraf Gunther (+ 14.VII.982)
Mgf. Ekkehard I. von Meißen (+ 30.IV.1002)
Mgf. Ekkehard II. (+ 24.I.1046)
dessen Brüder Erzb. Gunther von Salzburg (+ 1.XI.1025)
und Bisch. Eilward von Meißen (+ 24.XI.1023)
und dessen Schwester Liudgard (+ 13.XI. 1012)
eventuell auch die weitere Schwester Mathilde (zum 2.II.?).


Auch den im folgenden zu nennenden Gunther, den Eremiten, zum 9.X. (+ 1045) findet man im Lüneburger Nekrolog vor; desgleichen ist uns der aus einem "thüringischen Grafengeschlecht" entstammende Gunther der Eremitals Verwandter HEINRICHS II. überliefert. Zu letzterem kommt hinzu, dass Gunther der Eremit einen Bruder Sizo hatte und dass ein Graf Syzzo wiederum neben den Söhnen Markgraf Ekkehards I. von Meißen – Hermann und Ekkehard II. - unter den Mitbegründern (fundatores) der Naumburger Bischofskirche überliefert ist, denen dort in den Jahren um 1245 auch die prächtigen Stifterfiguren - zur Bekräftigung der Fortführung ihrer memoria - errichtet wurden.

War Gunthers Bruder Sizo mit dem gleichnamigen und gleichzeitigen Naumburger fundator identisch - und das wird noch dadurch unterstützt, dass sowohl Gunther der Eremit (und mit ihm sein Bruder Sizo) als nobilis vir de Turingia überliefert ist als auch für Ekkehard I. die Herkunft ex nobilissimus Thuringiae australis natalibus feststeht -, so ist hierdurch Gunthers des Eremiten Verwandtschaft mit den EKKEHARDINERN - und über ihn auch wieder deren Verwandtschaft mit den OTTONEN - bestens bestätigt. In der Vita des in Hersfeld (!) als Mönch eingetretenen Gunther - Vita Guntheri eremitae, MG SS XI S. 277 - werden unter anderem auch die guten Beziehungen Gunthers zu König Stephan von Ungarn, der mit HEINRICHS II. Schwester Gisela verheiratet war, beschrieben. Dabei heißt es: Fama eius (= Gunthers)...ad aures beati Stephani regis Ungarorum, ipsius venerabilis viri cognati, emanavit...

Da Stephans Vorfahren ungarischen, jedenfalls nicht sächsisch-thüringischen Blutes waren, ist diese Verwandtschaft Stephans mit Gunther wohl nur über Königin Gisela zu erklären. Sz. de Vajay, Großfürst Geysa von Ungarn, Familie und Verwandtschaft, in: Südostforschungen 21, 1962, S. 45-101, bes. S. 47f., möchte in Gunther freilich einen Schwestersohn des Königs Stephan sehen. Das Chronicon Bohemiae a diluvio usque ad a. Christi 1329, auf das er sich stützt, ist jedoch keine unabhängige und verlässliche Quelle für die Konstruktionsvoraussetzung, König Stephan von Ungarn sei Gunthers avunculus gewesen.

Die Abhängigkeit dieser Chronik von der Gunther-Vita ist ganz offenkundig und die avunculus-Angabe nur eine Ausschmückung der cognatus-Bezeichnung der Gunther-Vita. Zudem bedeutete cognatus keinesfalls immer - wie de Vajay meint - blutsverwandt ..., sondern verweist mehr auf die Frauenseite einer Verwandtschaft. Zudem hätte de Vajays Hypothese die unwahrscheinliche Voraussetzung - da Gunther mehrfach als "aus edlem Geschlecht in Thüringen geboren" überliefert ist -, dass schon bald nach der Mitte des 10. Jahrhunderts, spätestens aber in den 70-er Jahren des 10. Jahrhunderts, ein sächsisch-thüringischer Adliger um eine Tochter des damals noch nicht christlichen oder sich eben erst zum Christentum bekehrenden ungarischen Großfürsten geworben haben müsste.

Indem dies abzulehnen ist, bleibt nur die Erklärung der cognatus-Verwandtschaft über Stephans Gemahlin Gisela, die Schwester Kaiser HEINRICHS II. Und stellt man fest ..., dass es in Thüringen gar nicht so viele "edle Geschlechter" gibt, aus denen Gunther entstammt sein kann und in denen der Name Gunther gängig war und Beziehungen zum Kloster Hersfeld bestanden, so wird man wieder auf die Familie Ekkehards von Meißen und seines Vaters Gunther ... beziehungsweise auf die sogenannte Familie der Merseburger Grafen ... verwiesen, in der auch der Name Siegfried vorkommt, den der Bruder des Eremiten Gunther - Sizo ... - offenbar führte.