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Leben und Wirken Gunthers waren bis zur Wende in der DDR und den Ostblockstaaten 1989 den Heimatforschern und Historikern in
Thüringen unbekannt und wurde aus ideologischen Gründen tot geschwiegen. Als von Rinchnach aus erste Kontakte und Besuche
auf der Spurensuche des Ortsgründer Gunthers vorgenommen wurden, war die Überraschung über das Wirken eines adeligen
Thüringers als Rodungsmönch im Bayerischen Wald groß. Ein neues Forschungsgebiet für thüringische Heimatforscher tat sich auf.
Und am 7.11.93 wurde sogar ein "Arbeitskreis Thüringer Heimatvereine Käfernburg-Schwarzburg" gegründet. Ziel war, die Familien-
und Besitzgeschichte des Grafengeschlechtes Käfernburg/Schwarzburg und die Lebensdaten Gunthers zu seiner Thüringer Zeit zu
eruieren.
Eine der reizvollsten Frage war, wo Gunthers Stammburg stand. Der verdienstvolle Guntherforscher P. Gotthard Lang schrieb 1941:
"Wir haben also die Wiege Gunthers im Stammschloss des Hauses Schwarzburg, das ist in der Käfernburg bei Arnstadt, jetzt Ruine,
zu suchen." Diese Burg, deren einst mächtige Anlage heute nur noch zu erahnen ist, wird erstmals 1141 urkundlich erwähnt. War sie
wirklich schon um 950 Stammsitz der Käfernburger?
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Keine 20 km von dieser Ruine entfernt liegt im
Ortsteil Schwarzwald des Ortes Luisenthal auf
einer kleinen Anhöhe eine weitere Käfernburg-Ruine. Nur mehr ein Burgturm aus dem 14.
Jahrhundert zeugt von einer ehemals großen
Burg.
In der Übergabeurkunde Gunthers vor seinem
Klostereintritt vom 25. Dezember 1005 behält
sich Gunther u. a. die Vogtei über den Ort
Schwarzwald (Waltsazi) vor. Stand seine Burg
also an diesem Ort?
Die Rinchnacher besichtigten sie jedenfalls und
glaubten sich am Ziel ihrer Suche. Doch man
musste erfahren, dass diese Burg erstmals 1290
urkundlich genannt wird und anfangs
"swarczwalde castrum", Schwarzburg, hieß. Erst
1378 wird sie erstmals Käfernburg bezeichnet.
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Der Historiker Roland Scharff aus dem Luisenthal
benachbarten Georgenthal vertritt die These, dass die älteste
Burg der Käfernburger/Schwarzburger auf dem Georgsberg
bei Altenbergen stand. Roland Scharff konnte 1962 dort bei
archäologischen Grabungen die Mauern eines Klosters
freilegen.
Dieses Kloster wurde um 1140 von Graf Sizzo III. von der
Käfernburg gegründet. Im Mittelalter war es Gepflogenheit,
dass reiche Herrschaften Klöster stifteten und sie in alte
Burgen steckten.
Das Kloster (ev. ehemals Burg) liegt zudem nur ca. 400 Meter
vom Alte- oder Johannisberg entfernt, auf dem die älteste
Kirche Thüringens - wahrscheinlich von Bonifatius errichtet -
nachgewiesen werden konnte.
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Bonifatius hatte 722 von Papst Gregor II. ein
an thüringische Edle gerichtetes
Empfehlungsschreiben erhalten. In diesem
Schreiben lobte der die erlauchten Thüringer
wegen ihrer Standhaftigkeit im Glauben und
mahnte sie, dem zu ihnen gesandten
Bonifatius gehorsam zu sein. Unter den
namentlich genannten Adligen fällt besonders
ein Gundhar auf. Der Gießener Historiker und
Universitätsprofessor Dr. Hans Patze
vermutet, dass man es hier mit dem ersten
bekannten Mitglied der späteren Familie der
Grafen von Käfernburg/Schwarzburg zu tun
hat. 802 sind in einer Urkunde sechs
Thüringer Grafen aufgeführt, von denen zwei
Gunther heißen.
Dr. Hans Patze folgert: "Bestehen zwischen
dem Günther von 722 und dem Günther von
802 familiengeschichtliche Zusammenhänge, so
wäre zu schließen, dass die
Käfernburg/Schwarzburger als erste sich dem
Christentum und der Herrschaft der Karolinger
gebeugt haben und dafür mit dem Grafenamt
ausgezeichnet worden sind."
R. Scharff erfuhr bei Befragungen, dass der
Volksmund das Gebiet um den Georgsberg St.
Gotthard (St. Gotthard war u.a. Gunthers Abt
und Beichtvater) und eine Wiese in diesem
Gebiet mit Clausenhain (Klausner = Einsiedler)
bezeichnet. Deshalb formuliert Roland Scharff
auf einer Schautafel auf dem Georgsberg:
"Sollte hier nicht die Geburtsstätte jenes
Gunther gelegen haben,...?"
Bestätigung erfährt er von zwei bedeutenden
Historikern. Prof. Dr. Hans Patze mutmaßt: "Im
Ortsnamen Altenbergen könnte eine 'Alte Burg'
der Schwarzburger stecken." Und Prof. Dr. Helmut
Assing von der Universität Potsdam schreibt, dass
"der erste Klosterbau unmittelbar neben die
Altenberger Kirche gesetzt wurde, dorthin, wo sich
wahrscheinlich die schon erwähnte alte
käfernburgische Burg befand."
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Trotz intensiven Forschungen konnte der "Arbeitskreis Thüringer Heimatvereine Käfernburg - Schwarzburg" bis jetzt noch keine
endgültigen Aussagen treffen, wo die Stammburg der Käfernburg bzw. Gunthers Burg stand.
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