Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortSt. Gunther - OrtsgründerOrdenseintritt und Einsiedlerleben 

St. Gunther, Ordenseintritt und erste Ordensjahre
 
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Die Berichte über die ersten 50 Lebensjahre Gunthers sind sehr knapp. Ausführlich werden die Quellen erst ab dem Jahre 1005. In diesem Jahr fasst nämlich Gunther den Entschluss, Mönch zu werden. Die Annales Hildesheimenses vermerken: "Von der göttlichen Gnade erfasst, verzichtete Gunther auf die Welt und ihre Pracht und wurde Mönch."
Der Eintritt Gunthers ins Kloster wurde in vier bedeutenden Zeitchroniken vermerkt. In keiner ist jedoch Gunthers Beweggrund zu diesem Schritt explizit erwähnt. In der Literatur werden vor allem die Weltuntergangsstimmung um die Jahrtausendwende sowie die Begegnung mit dem heiligen Gotthard (Godehard - ab 996 Abt von Niederaltaich und von 1005 bis 1012 Abt in Hersfeld) genannt. Wolfher berichtet, dass sich Gunther nach einer langen Aussprache mit Gotthard ganz dessen Leitung anvertraute und schließlich um die Aufnahme in den Benediktinerorden als Laienbruder bat.
  
Vereinzelt wurde auch spekuliert, dass Gunther in den sog. "Königsmord von Pöhlde" 1002 verwickelt gewesen sein oder Brudermord begangen haben könnte, sein Klostereintritt also als Akt der Buße erfolgt sein könnte. In seiner Abhandlung für die "Bavaria Sancta - Band II" meint Klaus Pfeffer, dass alle "Behauptungen von einer großen Schuld, von schweren Verfehlungen dem frommen Versuch einer späteren Zeit entspringen, die Größe der >conversio< in einem um so helleren Licht zu zeigen." Ohne jeden Anhaltspunkt dürfte sein, dass Gunthers Ordenseintritt mit einer unerwiderten oder unglücklichen Liebe zur Gräfin Kunigunde von Luxemburg, der späteren Gemahlin Heinrichs des II., in Verbindung zu bringen sei.

Der Passauer Diözesanarchivar Dr. Herbert W. Wurster meint: "Der Eintritt Gunthers in das Kloster ist m. E. ohne große Schwierigkeit zu erklären, vor allem ohne die Annahme von jüngeren und legendenhaften Erklärungsversuchen wie der unglücklichen Liebe zur späteren Kaiserin Kunigunde. Die Anziehungskraft klösterlichen Lebens in dieser Epoche der Kirchenreform kann man sich nicht groß genug vorstellen; es reicht schon ein Blick in die einzelnen Stammtafeln ..., wo regelmäßig Mönche aus den führenden Geschlechtern ... verzeichnet werden. Diese Anziehungskraft gilt gerade auch dann, wenn man bedenkt, dass Gunther schon in reiferen Jahren stand."
 
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Gunther schenkte bei seinem Ordenseintritt am 25.12.2005 einen genau lokalisierten persönlichen Besitz und die dazugehörigen Nutzungsrechte der Abtei Hersfeld, deren Schutzvogt seine Familie (bzw. nach dem Tod seines älteren Bruders Sizzo um 1004 er selber) bis dahin war.

Die wirtschaftlichen Erträgen aus dieser Schenkung waren zweckbestimmt für den Unterhalt des kleinen Klosters Göllingen an der Wipper. Dieses am Südrand das Harz-Gebirges gelegene Kloster hatte das Familiengeschlecht Käfernburg-Schwarzburg kurz zuvor gegründet.
 

1006 trat Gunther schließlich in Gotthards bayerisches Mutterkloster Niederaltaich (an der Donau) ein. Auf einer Wallfahrt nach Rom nahm er Abstand von seiner bisherigen Lebensführung. Nach seiner Profess-Gelübde 1007 kehrte er nach Göllingen zurück, um die Leitung des Klosters zu übernehmen. Dort sah er sich aber bald unüberbrückbaren Schwierigkeiten aufgrund seiner Doppelfunktion gegenüber: Er war zum einen einfacher Laienbruder in der Mönchsgemeinschaft, zum anderen auch Mitglied der mächtigen Vogtsfamilie und früherer Schutzvogt. Überfordert und vermutlich von Gewissensnöten geplagt nahm Gunther schon nach wenigen Monaten endgültig Abschied von allen weltlichen Dingen und aus Thüringen.

Er kehrte nach Niederaltaich zurück und unterwarf sich endgültig den strengen Ordensregeln, die vollen Gehorsam und Besitzlosigkeit verlangten. Und im Laufe des Jahres 1008 wählte er schließlich das kontemplative Leben eines Eremiten und errichtete - einige Gehstunden von Niederaltaich entfernt - am Ranzingerberg (beim heutigen Lalling) im Nordwald (wie damals der Bayer- bzw. Böhmerwald genannt wurde) seine erste Einsiedlerzelle.

1011 zog er noch tiefer in den Wald. Den Winter 1011/12 verbrachte er höchstwahrscheinlich in einer Klause beim heutigen Frauenbrünnl (Gehmannsberg/Rinchnach). Arnold von Regensburg berichtet anschaulich, wie der strenge Winter Gunther in große Lebensgefahr brachte.